Die Geschichte der Köhlerei
Sehr wahrscheinlich hatte die Erzeugung von Holzkohle und ihrer Nebenprodukte
bereits in der Altsteinzeit begonnen.
Im alten Ägypten wurde Teeröl zum Einbalsamieren der Toten verwendet. Während
der „Pfahlbauzeit“(ab ca. 4000 v.Chr.) benutzte man Teer um Speerspitzen aus
Feuerstein am Holzschaft zu befestigen. Während der bronzezeitlichen
„Hallstattkultur“ (800 bis 400 v.Chr.) gewann man bereits Holzkohle zum Verhütten
von Metallen.
Mit der Beherrschung des Feuers lernten die Menschen vermutlich sehr bald die
Kunst des Verschwelens von Holz zu Holzkohle. Die Natur wird mit ihren
Waldbränden und den holzkohleartigen Überresten den Anstoß dazu gegeben
haben. Köhlerei und Holzkohleverwendung haben maßgeblich zur
Vorwärtsentwicklung der menschlichen Zivilisation beigetragen, insbesondere im
Zusammenwirken mit der Metallurgie. Auch in der Region Amberg-Sulzbach ist von
der ersten Besiedelung an bis heute vom Zusammenwirken von Eisenerz und
Holzkohle geprägt.
Oberflächennahe Eisenerzlager, wie im „Luxemburger“ nördlich von Ebermannsdorf,
wurden schon früh genutzt. Durch Ausgrabungen ist bewiesen, dass bei uns ab dem
4. Jahrhundert vor Christus Gebrauchsgegenstände häufiger aus Eisen als aus
Bronze hergestellt waren. Aus dem 1. Jahrhundert vor Christus stammen
beeindruckende archäologische Funde bei Berching-Pollanten und bei Kelheim, die
keltische Siedlung mit Bergbau, Verhüttungsplätzen und Eisenverarbeitung belegen.
Holzkohle für die Hammerwerke an der Vils
Erste schriftliche Beweise für den Erzabbau und die Eisengewinnung in Amberg
liegen ab ca. 1285 vor, als die Steuer der Stadt Amberg an den Landesherren, der
„Bergzehent“, aufgezeichnet wurde. 1301 erhält Amberg ein herzogliches
„Holzprivileg“, das der Stadt erlaubte, im landesherrlichen Hirschwald so viel Holz zu
schlagen, wie für die Holzkohle zur Eisengewinnung und –verarbeitung in den
Hämmern nötig ist. Diese Urkunde ist ein früher Beleg für die intensive Ausbeutung
der Wälder zur Kohleherstellung im Mittelalter.
Die Holzkohle und Eisenerzeugung gehörten immer zusammen. Während der
Blütezeit vom 16. bis zum 19. Jahrhundert gab es in vielen Orten Meiler. Eisen
wurde nicht nur in Amberg hergestellt und verarbeitet. An der Vils entlang reihten
sich zahlreiche Hammerwerke, wie zum Beispiel Drahthammer, Haselmühl, Theuern
und Wolfsbach. Alle diese Werke hatten einen enormen Bedarf an Holzkohle. Viele
Bauern und Tagwerker aus der Umgebung profitierten vom Betrieb dieser Hämmer,
konnten sie doch gegen bare Entlohnung Grub- und Meilerkohle liefern und sich
damit ein bescheidenes Zusatzeinkommen schaffen.
Dies belegt die Jahresrechnung des Hammerwerks in Theuern von 1728/29.
Insgesamt wurden 276 Gulden für Grubkohle und 472 Gulden für Meilerkohle bar an
eine Vielzahl an Personen ausbezahlt. Namentlich genannt werden auch zwei
Holzlieferanten aus dem Ebermannsdorfer Gemeindebetrieb: Ulrich Schmid aus
Ipflheim und Michael Augsberger aus der Lohe. (Kümmersbrucker Chronik, Aufsatz
Ambronn, S.298)
Weitere Spuren in der Gemeinde Ebermannsdorf finden sich im Hausnamen
„Kohlerhaus“ in Ebermannsdorf oder im Flurnamen „Meilersteck“ in Pittersberg und
in zwei Meilerplätzen, die heute noch erkennbar sind.
Der Verbrauch von Holz zur Erzeugung von Holzkohle war im Mittelalter riesig. Für
die Erzeugung von 1 Tonne Holzkohle werden 5 Tonnen Holz benötigt; für die
Erzeugung von 1 Tonne Schmiedeeisen benötigt man 6 Tonnen Holzkohle. Somit
verschlang 1 Tonne Schmiedeeisen ca. 30 Tonnen Brennholz.
Seit dem 14. Jahrhundert hatte sich ein eigenes Köhlerhandwerk gebildet. Wegen
der Lebensweise in der Einsamkeit galten die „Schwarzen Männer“ als seltsam und
waren schlecht angesehen. Das Köhlerhandwerk zählte zu den „Unehrbaren
Berufen“ so wie die Huren, Abdecker, Bader und Müller, prägten aber genauso wie
Müller und Meier Familiennamen aus. Die Verbreitung der Namen wie „Köhler“,
„Koller“ etc. zeigen noch heute, dass es früher viele Köhler gab.
Die Köhlerei ging in unserer Region bis in die 1950-iger Jahre weiter, da Holzkohle
bis heute noch Verwendung findet und das nicht nur zum Grillen.
Schwarzpulver besteht neben Salpeter und Schwefel aus Holzkohle, Meisterhaft
zeichnete Albrecht Dürer seine betagte Mutter mit einem Stift aus Holzkohle.
Verwendung fand sie auch in Telefon-Mikrofonen, Gasmaskenfiltern, in Bügeleisen
und als Arznei (Kohletabletten). Vergessen darf man heute nicht den Einsatz von
großen Mengen an Holzkohle in den Filtern von Wasseraufbereitungsanlagen zur
Entfernung von Umweltgiften.
Ab den 40-iger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde die Köhlerei nicht mehr
hauptsächlich zur Erzeugung von Teer oder Kohle betrieben. Der klassische
Kohlenmeiler wurde durch Retorten ersetzt. In diesen werden unter vollkommenem
Luftabschluss unter anderem Holzgas, Essigsäure, Azeton, Methylalkohol oder
Holzterpentinöl gewonnen.
Die Holzkohle hatte einen existenzielle Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung
der Oberpfalz und für die Geschichte unserer Heimat, deshalb haben wir es uns zum
Ziel gesetzt diesen wichtigen Handwerkszweig wieder mit neuem Leben zu erfüllen.
Quellen:
Christine Schormüller; Heimatpflegerin Ebermannsdorf
www.eduhi.at
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Köhlerfreunde Ebermannsdorf
Mitglied im Europäischen Köhlerverband e.V.
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